Beauftragter für Technologie der
Institutsleiter
Neun Handlungsfelder zur Optimierung des Innovationssystems in Baden-Württemberg
Der Erfolg der baden-württembergischen Wirtschaft fußt maßgeblich auf der weltweiten Tech-nologieführerschaft ihrer Unternehmen. Dazu zählen nicht nur die großen „Global Player“ des Landes, sondern auch viele mittelständische Unternehmen, die als sogenannte „Hidden Champions“ Weltmarktführer in ihren jeweiligen Bereichen sind.
Das Behaupten dieser weltweiten Technologieführerschaft setzt eine besonders hohe Innova-tionsfähigkeit und Innovationsdynamik voraus. Bezüglich der Innovationsfähigkeit ist Baden-Württemberg außerordentlich gut aufgestellt. Baden-Württemberg ist die innovativste Region Europas. 4,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts fließen in Forschung und Entwicklung. Damit übersteigen die FuE-Ausgaben des Landes schon heute bei weitem das Drei-Prozent-Ziel, das europaweit bis 2020 erreicht werden soll. An diesem Erfolg haben die Unternehmen in Baden-Württemberg einen entscheidenden Anteil. Immerhin wenden sie etwa 80 Prozent der Forschungs- und Entwicklungsausgaben im Land auf. Der Indikator der Innovationsdynamik des Landes stagniert dagegen laut der letzten Erhebungen des Regional Innovation Scoreboard der EU oder ist sogar leicht rückläufig. Im Vergleich der Indikatoren zwischen den Jahren 2011 und 2017 hat sich lediglich im Regierungsbezirk Tübingen eine Steigerung des regionalen Innovationsindikators ergeben, während in den Regierungsbezirken Stuttgart, Frei-burg und Karlsruhe sich eine negative Entwicklung abzeichnet. Dabei mehren sich die Anzei-chen, dass der Mittelstand in Baden-Württemberg gegenüber den großen Unternehmen bei Innovationen an Boden verliert und sich die „FuE-Innovationsschere“ weiter öffnet. So steht der Technologie- und Innovationsstandort Baden-Württemberg vor großen Herausforderun-gen, die sich insbesondere bei den Themen Digitalisierung, Innovationstempo und Elektrifizie-rung des Antriebsstrangs zeigen. Die zunehmende Digitalisierung wird vor keiner Branche halt machen und neue plattformbasierte Geschäftsmodelle ermöglichen. Das stetig ansteigende Innovationstempo und kürzer werdende Innovationszyklen machen agile Prozesse und konti-nuierliche Innovationsaktivitäten erforderlich und die Elektrifizierung des Antriebsstrangs wird sich stark auf die baden-württembergische Wirtschaftsstruktur auswirken.
Die folgenden neun Handlungsfelder werden daher für zentral erachtet, um in Sachen Innova-tionsfähigkeit und Innovationsdynamik Baden-Württemberg international an der Spitze zu hal-ten und die Unternehmen optimal bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen zu unterstützen:
- Innovationswerkstatt Baden-Württemberg umsetzen,
- Transparenz im Transfersystem erhöhen,
- Innovationsstrategie des Landes weiterentwickeln,
- virtuelle Transferformate auf- und konsequent ausbauen,
- Elemente einer Open Innovation im Technologietransfer einsetzen,
- Aufbau einer virtuellen Transfer-/Innovationscommunity beginnen,
- steuerliche Förderung von FuE-Ausgaben einführen,
- einzelbetriebliche Förderung ermöglichen,
- Lücke zwischen Ergebnissen der angewandten Forschung und der marktlichen Ver-wertung verkleinern.
1. Innovationswerkstatt Baden-Württemberg umsetzen
Der Erfolg in der sogenannten „Wirtschaft 4.0“ setzt Fähigkeiten und Methoden voraus, über die kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) häufig nicht verfügen. Für diese Zielgrup-pe bedarf es einer Unterstützung, die auf einem proaktiven Zugehen vor Ort basiert und im Kern auf die Förderung der Zusammenarbeit beziehungsweise die Vernetzung sich ergänzen-der Kompetenzen und Fähigkeiten abzielt.
Hierzu werden im Rahmen der Innovationswerkstatt Baden-Württemberg die folgenden zwei, als Experiment angelegten Formate in den Pilotregionen Ostwürttemberg und Ortenau initiiert:
-
„Pop-Up Innovationslabor“:
Die Idee ist, dezentral im Land zeitlich begrenzte Lern- und Experimentierräume einzu-richten, um die Unternehmen mit Methoden und Werkzeugen des Innovationsmana-gements vertraut zu machen. Für die Entwicklung des Formats und die Erprobung der „Pop-Up Innovationslabore“ stehen 420.000 Euro zur Verfügung. Die Formatentwick-lung hat bereits begonnen. Eine erste Erprobung startet im Herbst diesen Jahres.
-
Unterstützung einer aktiven Ansprache bislang inaktiver Unternehmen („Klinken putzen“)